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Market Weekly - Trump und die Finanzmärkte
Trump 2.0, was ist in den nächsten vier Jahren zu erwarten?
Die Erinnerungen mögen schon fast verblasst sein, aber wir hatten schon einmal einen Donald Trump als Präsidenten, nämlich von 2017 bis 2021. Während Trumps letzter Amtszeit waren die Finanzmärkte sehr aufmerksam auf seine Tweets. Um Trump 2.0 in Bezug auf die US-Politik zu verstehen und nichts zu verpassen, muss man wohl sein Twitter-Konto, welches mittlerweile «X» heisst, reaktivieren. Die Marktmeinung ist gemacht. Seit den US-Präsidentschaftswahlen sind die USA in Sachen Vermögensanlagen «the only game in town» oder «the place to be». Ist das so?
Die berüchtigten Importzölle werden keine neue Inflationswelle auslösen
Zum jetzigen Zeitpunkt können wir nur darüber spekulieren, welche Importzölle konkret eingeführt werden. Trump hat bereits getwittert, dass Importzölle gegen China, Mexiko und Kanada von 25% eingeführt werden sollen. Interessanterweise unterscheidet sich die Höhe dieser Importzölle bereits von den im Wahlkampf genannten 10%. Was die Zölle auf europäische Importe betrifft, so werden diese wahrscheinlich als Druckmittel für andere Verhandlungsthemen eingesetzt, wie z.B. die Fortsetzung der Flüssigerdgasexporte aus den USA nach Europa oder die Erhöhung der US-Waffenexporte nach Europa. Die Auswirkungen der Importzölle dürften inflationär wirken. Wir sind jedoch der Ansicht, dass dieser Effekt vorübergehend und relativ begrenzt sein dürfte. Denn seit der US-Wahl hat der Euro gegenüber dem US-Dollar um etwa 5% abgewertet, wodurch europäische Importe in den USA um 5% günstiger wurden. Dasselbe gilt seit einigen Wochen nun auch für etliche Devisen gegenüber dem US-Dollar.
Zweitens ist es wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, dass viele der in die USA importierten Güter Halbfertigfabrikate sind. Bei Fertigfabrikaten gehen Handelsexperten derzeit davon aus, dass angesichts der Struktur der Lieferketten bei Importzöllen von 10% gegen China ein Preisanstieg von bis zu 4% bei den Fertigfabrikaten, deren Bestandteile aus China stammen, folgen würde. Bereits 2017 wurden erste Importzölle eingeführt. Während Trumps erster Amtszeit schwankte die Kerninflation zwischen 1,8% und 2,4%, ohne nach oben auszubrechen. Daher verleiht uns die Parallele zu 2017 einen beruhigenden Hauch von Déjà-vu.
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Für Anleger ist demnach eine US-amerikanische Allokation im Portfolio wahrscheinlich eine gute Option.
Weniger geopolitische Spannungen und eine starke US‑Wirtschaft
Wenn nicht zu viel Inflation, was ist dann neu unter Trump? Auf geopolitischer Ebene beobachteten wir einen Rückgang des Goldpreises, der Zufluchtsanlage schlechthin. Dieser Trend lässt sich damit erklären, dass die Welt mit Versprechungen von Trump, den Krieg zwischen der Ukraine und Russland innerhalb von 24 Stunden zu beenden, weniger Unsicherheiten erleben könnte. Auch der latent brodelnde Konflikt zwischen Taiwan und China scheint die Märkte unter einer US-republikanischen Politik und angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen Chinas, die nun die Priorität der Regierung in Peking sind, nicht zu beunruhigen.
Seit der Wahl Trumps stiegen die US-Aktien stark an. Die vorgeschlagene Senkung der Unternehmenssteuern von 21% auf 15% dürfte den US-Unternehmen zugutekommen, auch wenn wir im Vergleich zu den Steuersenkungen während seiner ersten Amtszeit (von 35% auf 21%) mit einem geringeren Effekt für die jetzigen Steuersenkungen rechnen. Für Anleger ist demnach eine US-amerikanische Allokation im Portfolio wahrscheinlich eine gute Option. Diversifikation ist jedoch weiterhin angesagt. Eines ist sicher: Wir werden Unsicherheiten und Volatilität auf den Finanzmärkten haben (so wie immer). Auf mittlere Sicht bleibt der Ausblick jedoch interessant. In seiner ersten Amtszeit hat Trump seine politische Leistung am US-Aktienkurs gemessen. Mit dieser von den Märkten abhängigen Selbsteinschätzung, der wirtschaftsfreundlichen Politik und angesichts der Aktienperformance während seiner ersten Amtszeit ist das Aufwärtspotenzial wohl noch vorhanden.