The Hive. Womöglich wurde der Bienenstock seinem Namen noch nie so gerecht. Summend empfing er vor einigen Tagen mehr als 450 Unternehmer und Unternehmerinnen aus dem Kanton. Das Walliser Wirtschaftstreffen (REV) fand in Siders am neuen Hauptsitz der Firma Univerre statt, welcher im Jahr 2022 eingeweiht wurde. Das Leitmotiv des REV, welches seit seiner ersten Ausgabe im Jahr 2017 unumgänglich geworden ist, ist immer dasselbe: Immersion. Sich im Herzen der Produktionsanlagen eines Unternehmens wiederzufinden, zeigt zugleich die Realität und die Vielfalt einer sich ständig bewegenden Wirtschaft. «Es war eine Ehre, diese Walliser Unternehmer und Unternehmerinnen zu empfangen. Es war das erste und wohl einzige Mal, dass wir die Gelegenheit hatten, unser Know-how zu zeigen,» erklärte Désirée Georges, Kommunikationsleiterin und Verwaltungsratsmitglied von Univerre, begeistert.

Ein imposanter Bienenstock

Jede Veranstaltung dreht sich um ein Thema, das die KMU des Kantons betrifft, und bringt einige symbolträchtige Persönlichkeiten zusammen, um darüber zu diskutieren. In diesem Jahr ging es um das Thema «Alles recyceln: wirklich?», ein breites Thema, das unterschwellig die Problematik der Nachhaltigkeit und Innovation aufgreift. Dass wir uns in den Räumlichkeiten von Univerre in Siders treffen, ist kein Zufall. Die Berührungspunkte zwischen dem Standort, Herstellungsprozess - Glasverpackungen - und Thema klingt nach einer Selbstverständlichkeit. «Glas ist die Verpackung der Zukunft. Unsere Welt steht vor grossen Umweltherausforderungen. Es macht uns stolz, ein nachhaltiges und unendlich wiederverwendbares Produkt anbieten zu können,» sagt CEO Fabio Naselli.

The Hive. Der Bienenstock ist imposant. Sieben Stockwerke hoch, eine Mischung aus Glas, Beton und Holz, überragt das Gebäude die anderen im Industriegebiet der Îles Falcon. In seiner Kontinuität, rechts angebaut, beherbergt eine bläuliche schimmernde Halle die Waschstrasse. Auf dieser Seite ist der Eintritt in die Empfangshalle von Univerre. Darin ist ein Symbol zu sehen, ein Bindeglied zwischen dem Unternehmen der Anfänge und dem von heute. Von der Erfindung der Weinflasche Désirée (50 cl) und ihrer Einführung auf dem Schweizer Markt (1987) bis zum Studio, einem interaktiven Showroom, wo man seine eigene Glasverpackung direkt vor Ort kreieren kann, ist es eine abgrundtiefe Veränderung. 

Désirée Georges, Univerre ist 40 Jahre alt. Wie sehen Sie die Entwicklung des Unternehmens?
Alles begann in einem Hühnerstall! Vor einigen Jahren hat das Unternehmen eine digitale Transformation vollzogen. Auch die Zeit der Pandemie führte zu einer Dynamik des Wandels. Wir investierten in Personal - von 60 auf 80 Mitarbeitende -, um unsere Kunden besser bedienen zu können. Der neue Firmensitz ist zwar vor allem für unsere Kunden gedacht, soll aber auch dem Wohlbefinden unserer Mitarbeitenden dienen.

Das Unternehmen ist im In- und Ausland gewachsen. Dennoch haben Sie in dieses Gebäude in Siders investiert. Warum bleiben Sie hier?
Das Herz des Unternehmens ist hier; wir wollten in Siders bleiben. Mitarbeitende kommen aus Lausanne oder Bern, um im Wallis zu arbeiten. Das macht uns stolz. So können wir uns von anderen Unternehmen abheben. Heute ist es kein Nachteil mehr, im Wallis zu expandieren.

 

Genau. Wie sehen Sie dieses wirtschaftliche Wallis?
Der Kanton hat es geschafft, sich weiterzuentwickeln und sich zu diversifizieren. Es wurde viel erreicht. Man braucht sich nur die Stiftung «The Ark» oder den «Campus Energypolis» in Sitten anzusehen, auch im Tourismussektor. Im Wallis gibt es einige sehr erfolgreiche Unternehmen wie Lonza, Alcan und Novelis. Auch kleinere Unternehmen haben sich entwickelt und sind erfolgreich, wie Eversys. Wussten Sie, dass in der Industriezone «Îles Falcon» ein uns benachbartes Unternehmen Uhren herstellt?

Wie würden Sie Univerre in wenigen Worten definieren?
Es handelt sich um ein Familienunternehmen, in dem wir viel von unseren Mitarbeitenden erwarten, aber auch die Geschäftsleitung viel gibt. Wir arbeiten in der Welt des Glases. Der Begriff der Transparenz, sowohl gegenüber der Belegschaft als auch gegenüber der Kundschaft, ist von entscheidender Bedeutung. Und was noch wichtiger ist: Wir leben, was wir kommunizieren, besonders was die Nachhaltigkeit betrifft.

Zum Beispiel?
Die Sonnenkollektoren am Hauptsitz sind mit unserer Waschstrasse verbunden, Pflanzenwände zieren das Gebäude, Plastik wurde aus den Büros verbannt und wir verwenden kein Papier mehr.

Ihr Geschäftsbereich beinhaltet auch den Transport und ein hoher Energiverbrauch für die Öfen. Sind Sie auch in diesen Bereichen aktiv?
Ja, wir leben Nachhaltigkeit täglich und jeder Bereich des Unternehmens setzt sich dafür ein. Ab 2025 werden wir in Elektro-Lastwagen investieren. Wir denken darüber nach, den CO₂-Fussabdruck des Ofens an unserem Standort in Bioley-Orjulaz zu reduzieren. Die Waschstrasse wurde vor einigen Jahren renoviert. Das Waschsoda wird zurückgewonnen und das Wasser wiederverwendet. Wir haben keine Glaserei, aber wir sprechen mit unseren Lieferanten, um sie für die Umweltproblematik zu sensibilisieren.

Heutzutage kommunizieren alle Unternehmen über Nachhaltigkeit.
Aber in unserem Unternehmen ist Nachhaltigkeit seit jeher präsent; wir waschen die Flaschen seit den Anfängen. Eine Glasflasche kann fünfzig Mal gewaschen werden und ist zu 100 % rezyklierbar. Nachhaltigkeit ist nichts Neues, sondern nur in Mode gekommen. Wie schon gesagt, wir würden uns nicht darum kümmern, wenn wir nicht davon überzeugt wären, dass es etwas nützt. Nachhaltigkeit ist ein sehr emotionales Thema.

Was sind zum Schluss die Herausforderungen von Univerre?
Dem richtigen Weg folgen, dort investieren, wo es Sinn macht. Innovation bedeutet Nachhaltigkeit. Wenn das Unternehmen bislang diversifiziert hat, dann, um den Bedürfnissen seiner Kunden gerecht zu werden, sei es bei der Flaschengrösse oder beim persönlichen Service.