03 September 2024
Wohnen

Bauen in Zeitlupe

Frédéric Roth Von Frédéric Roth
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Die Bautätigkeit hinkt hinterher

Die Schweiz ist in eine neue Konjunkturphase eingetreten. Die Inflation ist unter Kontrolle und das Wirtschaftswachstum moderat, die Zinssätze sind gesunken, der Arbeitsmarkt bleibt dynamisch, die Beschäftigung und Bevölkerung wachsen weiter. Diese Faktoren beeinflussen den Immobilienmarkt. Im Übrigen bleibt die Nachfrage nach Wohnraum im Segment der Mietwohnungen hoch, während die Nachfrage nach Eigentumswohnungen (Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser) wieder an Fahrt gewinnt. Trotz allem ist die Baunachfrage rückläufig. Gemäss dem im Frühjahr erschienenen Monitoring von Wüest Partner wird die Zahl der erteilten Baubewilligungen für 2024 um 1% zurückgehen.

 

Rückgang auf Rekordniveau

Dieser Trend war im Jahr 2023 besonders markant. Es wurden weniger als 6'000 Einfamilienhäuser zum Bau genehmigt. Dies entspricht einem rekordhohen Rückgang von 22% im Vergleich zum letzten Zehnjahresdurchschnitt. Dieser Rückgang konzentriert sich vor allem auf den westlichen Teil des Landes, einschliesslich des Wallis. Einfamilienhäuser sind nach wie vor ein wertvolles Gut. 

Auch im Mietsegment erreichen die Werte historische Tiefststände: 24'200 Baubewilligungen wurden in der Schweiz erteilt. Dies entspricht einem Rückgang um 15% (4% im Wallis) im Vergleich zu den zehn Jahren davor. Prognosen zufolge dürften bis Ende 2024 35'000 Wohnungen fehlen. Im Klartext: Der Wohnungsmangel hat sich verschärft. Zwischen den Kantonen bestehen jedoch erhebliche Unterschiede. So dürfte der Wohnungsmangel im Wallis bei weniger als 1'000 Wohnungen liegen.

Eigenheime bleiben ein wertvolles Gut.

Directeur, Direktor, Leiter der Region Unterwallis
Lange Verfahren

Insgesamt dürfte der Baumarkt im 2024 jedoch um 0,6% zulegen. Diese positive Zahl trägt im Wesentlichen den Stempel des Umbausegments (+2,3%), während das Neubausegment einen Rückgang um 0,2% verzeichnet. Dieser Impuls für Umbauprojekte lässt sich durch das Alter der Gebäude und die Nachhaltigkeit (insbesondere die Energieeffizienz) erklären. Andererseits gibt es auch Gründe für die Schwäche des Neubausegments, wie etwa die Verknappung von Bauland oder die Zunahme von Einsprachen. Hinzu kommen die administrativen Anforderungen an die allfälligen Neueigentümer. 

In den letzten zehn Jahren ist die durchschnittliche Dauer eines Baubewilligungsverfahrens in der Schweiz von 118 auf 133 Tage gestiegen. Doch während es in Solothurn 89 Tage dauert, bis die Papiere in Ordnung sind, dauert es in Genf 188 Tage. Das Wallis liegt auf dem vierten Platz der Rangliste, vor den Kantonen Zürich, Bern und Waadt. Die Verfahren dauern heute im Durchschnitt mehr als 175 Tage, während es im Jahr 2012 mehr als 150 Tage waren.

Zahlen, die für sich sprechen

Häuserpreise im Wallis

+ 31,4%

zwischen 2013 und 2023
Leerstände im Wallis

4'583

davon 2'835 zur Miete und 1'748 zum Verkauf
Baubewilligung

175

Tage Wartezeit im Wallis (Durchschnitt)
Steigende Preise, sinkende Leerstände

Kurzfristig ist nicht mit einer Erholung des Wohnungsbaumarktes zu rechnen. Der Aufwärtstrend bei den Preisen wird sich im ganzen Land fortsetzen. Die Mieten dürften bis 2024 um 4,1% steigen, im Wallis um 3,8%. Bei den zum Verkauf angebotenen Objekten folgt die Entwicklung der gleichen Kurve. In der Schweiz dürften die Preise für Eigentumswohnungen dieses Jahr um 2,5% und in unserem Kanton um 3% steigen. Der Preis von Einfamilienhäusern wird um 1,5% bzw. 2% steigen. Im Wallis sind die Häuserpreise seit 2013 in die Höhe geschnellt: +31,4%!

Vor diesem Hintergrund geht die Leerstandsquote weiter zurück. Gemäss den letzten verfügbaren Zahlen (Juni 2023) liegt sie in der Schweiz bei 1,15%, während die durchschnittliche Gleichgewichtsquote bei 1,27% liegt. Das Wallis zählt 4'583 leer stehende Wohnungen, davon 2'835 zur Miete und 1'748 zum Verkauf. Dies entspricht einer Quote von 1,69%. Im Jahr 2020 lag sie noch bei 2,4%. Die Unterschiede zwischen den Regionen sind eklatant. So beträgt die Leerstandsquote in Martigny 7,35%, in Siders 4,35%, in Sitten 0,68%, in Monthey 0,37% und in Visp sogar 0,19% und in Brig 0,12%.