07 April 2025
Anlagen

Market Weekly - Trump beginnt einen Handelskrieg

Neven Barada Von Neven Barada
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Donald Trump: Versprochen ist versprochen

Donald Trump kündigte am 2. April eine neue Welle von Zöllen auf Importe aus aller Welt an. Für alle gilt ein Mindestzoll von 10%. Das Ergebnis scheint negativer zu sein, als am Markt erwartet wurde. Auf die bereits eingeführten 20% Importzölle kommen im Fall von China noch zusätzliche 34% Steuern hinzu, was insgesamt 54% ergibt. Die Europäische Union wird mit Importzöllen von 20% belegt und japanische Importe in den USA verteuern sich auf 24%, um nur einige zu nennen. Die Exporte der Schweiz werden mit 31% besteuert. Gegliedert nach einzelnen Ländern sind die USA mit 18,6% des Exportvolumens der wichtigste Exportmarkt der Schweiz. In den europäischen Block exportiert die Schweiz jedoch 51% ihrer Ausfuhren. Dazu ist anzumerken, dass pharmazeutische Produkte derzeit von den US-Zöllen ausgenommen sind. 

Eine eilig entwickelte Methode

Donald Trump behauptet, dass er sich bei der Berechnung der neu zur Anwendung kommenden Zölle auf die Zölle gestützt habe, die im jeweiligen Land auf amerikanische Importe erhoben werden. Die Mehrwertsteuer wird von seinem Team als ungerecht angesehen und soll in seinen Berechnungen berücksichtigt worden sein. Das ist jedoch Unsinn, da sie alle Produkte betrifft, ob importiert oder nicht. Trump behauptet, grossmütig zu sein und die Handelspartner nur mit 50% der nach seiner Berechnung bestehenden Zölle auf US-Produkte zu belasten. Beispielsweise werden in der Tabelle des Weissen Hauses die Zölle auf Produkte, die von den USA in die Schweiz exportiert werden, auf 61% geschätzt. Davon abgeleitet sollen Schweizer Importe mit 31%, also der Hälfte der vorgenannten Zahl besteuert werden. Alles in allem eine dem Anschein nach simplifizierter Methode, die vermuten lässt, dass Trump trotz allem mit jedem seiner Handelspartner für Verhandlungen offen stehen wird. Dazu ist anzumerken, dass Trump US-Dienstleistungen, welche in einem anderen Land erbracht werden, in seinen Berechnungen ausschliesst. 

Donald Trump versucht, mit jedem seiner Partner zu verhandeln.

Verantworlicher Advisory, WKB
Höhere Preise für US-Verbraucher

Die Europäische Union exportiert mehr als 600 Milliarden Waren in die Vereinigten Staaten und importiert 370 Milliarden amerikanische Waren. Das Defizit beträgt nach Ansicht von Donald Trump zu seinen Ungunsten etwa 230 Milliarden, also 40% der 600 Milliarden. Halbiert ergibt sich der der Europäischen Union auferlegte Satz von 20%. Von den 600 Milliarden exportiert Deutschland 160 Milliarden in die USA. Letzteres, wo die Steuern auf Autos 25% betragen werden, ist von den US-Massnahmen besonders stark betroffen. VW hat bereits Preiserhöhungen in den USA angekündigt, um seine Margen zu schützen. 

Die Folgen für den US-Verbraucher werden wahrscheinlich höhere Preise sein. Allerdings wird die Einfuhrsteuer bei der Ankunft der Produkte in den USA erhoben. Nehmen wir ein Beispiel: Eine Ware kostet bei der Einfuhr USD 100 und wird für USD 200 verkauft. Wenn wir die Importsteuer von 20% anwenden, kostet die Ware bei der Einfuhr USD 120. Um seinen Gewinn zu schützen, wird der US-Importeur die Ware für 220 USD weiterverkaufen, also 10% mehr. Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass Zolltarife von 20% nicht zu einer Erhöhung der Endpreise um 20% führen. 

Die turbulente Zeit dürfte sich in den kommenden Monaten fortsetzen.

Verantworlicher Advisory, WKB
Die USA, die großen Verlierer?

Die US-Wirtschaft wird voraussichtlich eine höhere Inflation verzeichnen, doch der Anstieg der Inflation dürfte begrenzt bleiben. Was die Aussichten für das Wirtschaftswachstum betrifft, so sind die Zölle eine neue Steuer für den US-Verbraucher, was sich in einer wirtschaftlichen Abkühlung niederschlagen wird. Auf europäischer Seite dürften die Konjunkturprogramme zur Erhöhung der Rüstungsausgaben und Infrastrukturinvestition den durch den Zollkrieg verursachten negativen Effekt kompensieren. Am Ende werden die USA vielleicht die grossen Verlierer sein, weil sich die ehemaligen Verbündeten von der unberechenbaren Politik der USA abwenden, um auf allen Ebenen unabhängiger zu werden. Die turbulente Zeit dürfte sich in den kommenden Monaten fortsetzen, bis die Auswirkungen dieser Entscheidungen und die möglichen künftigen Verhandlungen konkret beziffert werden können. 

Die Aktienmärkte reagierten nach der Ankündigung stark negativ. Aktien von in der Schweiz kotierten Unternehmen mit viel Umsatzanteilen in den USA korrigierten am stärksten. In den USA haben Aktientitel von US-Unternehmen mit einer starken Produktion im Ausland ebenfalls empfindliche Kurseinbrüche erlitten.