05 September 2024
Anlagen

Market Weekly - Wirtschaftliche Situation

Marc Farquet Von Marc Farquet
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Einschätzung der wirtschaftlichen Situation

Die Inflation hat sich nun schon seit mehreren Quartalen stabilisiert. Im Juli lag sie in den USA bei 2,9%, in Europa bei 2,6% und in der Schweiz bei 1,3%. Die Inflationszahlen der letzten drei Monate sind sehr beruhigend. In den USA zum Beispiel lag die Inflation zwischen Juni und Juli bei 0,2%, was einem sehr niedrigen Wert entspricht. Auch in den Vormonaten waren die Veränderungen sehr niedrig. 

Die US-Notenbank hat ihre Leitzinsen seit der letzten Erhöhung im Juli 2023 noch nicht gesenkt. Wir gehen davon aus, dass bei der nächsten SItzung am 17. und 18. September eine erste Senkung beschlossen wird, was zugleich den Beginn des Zinssenkunkgszyklus markieren wird. Angesichts der leichten Konjunkturabschwächung könnte die Zentralbank in den USA in Verzug sein. Demnach ist bis zum Jahresende mit weiteren Zinssenkungen zu rechnen, wodurch die Untätigkeit während des zweiten Quartals korrigiert würde.

 

Die jüngsten Arbeitsmarktzahlen deuten nicht auf eine Rezession hin 

Die Arbeitslosenquote in den USA stieg im Juli von 4,1% auf 4,3%. Gleichzeitig blieb die Zahl der neu geschaffenen Stellen hinter den Erwartungen zurück. Dies reichte aus, um das Gespenst einer Rezession wieder aufleben zu lassen. Unserer Ansicht nach sind die Rezessionsängste in dieser Phase übertrieben. Eine Arbeitslosenquote von 4,3% ist immer noch auf einem historisch niedrigen Niveau, viel niedriger als während der letzten Rezessionen von 2000 oder 2008. 

In diesem Jahr wurden im Durchschnitt 200.000 neue Stellen pro Monat geschaffen, während es während den Rezessionen weniger als 50.000 pro Monat waren. Letztendlich befinden sich die offenen Stellen auf einem Rekordniveau, was ein stützender Faktor für den Arbeitsmarkt und die Verbraucher bleiben wird. Demnach zeigen die jüngsten Zahlen eher auf eine mässig expandierende Wirtschaft als auf eine Rezession

 

Parallel zu den Beschäftigungszahlen bleiben viele Wirtschaftsindikatoren positiv.

Mitarbeiter Asset Management
Die wirtschaftlichen Aussichten sind positiv 

Parallel zu den Beschäftigungszahlen bleiben viele Wirtschaftsindikatoren positiv. In den grossen Regionen halten sich die Einkaufsmanagerindizes mit über 50 Punkten im Expansionsbereich. Die letzten Rezessionsängste reichen bis Oktober 2023 zurück. In diesem Zeitraum befanden sich die Einkaufsmanagerindizes auf niedrigeren Niveaus und insbesondere in Europa im Schrumpfbereich. 

Neben dem erstellt die Federal Reserve Bank of New York ein Modell, mit dem die US-Wirtschaftsaktivität in Echtzeit vorhergesagt werden soll: den New York Fed Nowcast. Dieser beinhaltet Daten über den Wohnungs- und Bausektor, das verarbeitende Gewerbe, Umfragen, Verkaufs- und Konsumdaten, den Arbeitsmarkt usw. Durch die Aggregation all dieser Daten ergibt das Modell eine Schätzung des US-BIP-Wachstums für das laufende Quartal von ca. 2%.

Sahms Regel und Rezessionen 

Claudia Sahm, eine ehemalige Ökonomin der US-Notenbank, hatte folgende Regel aufgestellt: Wenn die durchschnittliche Arbeitslosigkeit der letzten drei Monate um 0,5 Prozentpunkte von ihrem Tiefststand ansteigt, befinden wir uns in den ersten Monaten einer Rezession. 

Mit den jüngsten Zahlen des US-Arbeitsmarktberichts haben einige Ökonomen und Zeitungen wieder auf diese Regel verwiesen und vor einer bevorstehenden Rezession gewarnt. Die Arbeitslosenquote steigt jedoch nicht aufgrund von Stellenstreichungen, sondern aufgrund von Neueintritten in den Arbeitsmarkt. Folglich gilt die Sahms Regel dieses Mal nicht, was von Claudia Sahm selbst bestätigt wurde.